schuppige Ostern

 

Des Osterhasens weiches Fell erfreut kleine Kinder immer schnell. So auch das Federkleid von jungen Küken.

Doch was passiert wenn die Federn plötzlich Schuppen sind.

 

Es trug sich am letzten Osterfest zu, als ich am Morgen den Hühnerstall betrat.

Die Hühner waren ganz aus dem Häuschen. Der Hahn krähte unentwegt und hackte mit seinem Schnabel auf ein riesiges Ei ein, das mitten im Stall lag. Schon allein die Größe des Eis hätte mir zu denken geben müssen, dennoch nahm ich es hoch und betrachtete es eingehend.

Mit seiner rauen, bunt gepunkteten Schale war es das perfekte Osterei. Ich spürte wie sich die Wärme meiner Hände stetig auf der kühlen Schale niederließ. Das Ei wurde wärmer und wärmer bis es schließlich anfing zu leuchten wie eine blaue Flamme. Und dann plötzlich rumorte es im Inneren des seltsamen Eis. Die Schale knackte wieder und wieder. Vorsichtig klopfte ich mit dem Fingerknöchel meines rechten Zeigefingers am oberen Ende gegen die Schale. Nur Sekunden später erklang ein gleichtaktiges zaghaftes Klopfen aus dem Inneren.

Ich wollte es fallen lassen doch vor lauter Neugier konnte ich es nicht. Meine Hühner scharten sich um mich und beäugten das Ei skeptisch, welches jetzt, da ich nicht auf das Klopfen geantwortet hatte, in meinen Händen hin und her wackelte.

Das Zucken und Wackeln wurde zu einem richtigen Hüpfen. Nur mit viel Mühe schaffte ich es das große Ei immer wieder aufzufangen.

Nachdem ich es das letzte Mal gefangen hatte, zeigten sich kleine Risse in der Schale. Doch das Lebewesen innerhalb des Eis dachte deshalb nicht etwa daran still zu halten. Schließlich zerbrach die Eierschale und ich hielt ein klebriges Reptilienwesen in den Händen. Seine blauen Schuppen glänzten im schummrigen Licht der Stallbeleuchtung. "Tschi", nieste das kleine Elend, das viel winziger war als das Ei aus dem es soeben geschlüpft war, "Tschi-Tschi". Zögerlich putzte ich mit meinem Ärmel seine Nasenlöcher frei und nahm ihm den Rest der Eierschale vom Kopf. Danach staunte ich nicht schlecht. Was mich jetzt von meinen Händen aus mit unschuldigen grünen Kulleraugen anblickte, war nichts anderes als ein Drachenbaby. Ich setzte es ab und wich ein Stück zurück. Sowas war doch unmöglich. Doch das Drachenbaby ließ sich nicht beirren. Etwas unbeholfen stand es auf und tapste mir sofort hinterher. Als es mich erreichte, rieb es seinen Kopf wie eine Katze an meinem linken Bein, bis ich es wieder auf den Arm nahm. Es kuschelte sich an mich und fühlte sich dort oben anscheinend so wohl, dass es sofort einschlief.

 

Hätte es mir etwas tun wollen, hätte es das sicher schon längst getan, dachte ich. Also beschloss ich den niedlichen kleinen Drachen zu behalten und aufzuziehen. Man bekommt ja nicht jeden Tag so ein schönes "Osterei".



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