Die Mäuse-Bäckerei

 

 

Einst trug es sich zu, das inmitten eines kleinen Wäldchens ein kleines Mädchen namens Loria spazieren ging.

Schmächtig von Gestalt und dennoch stets vergnügt hüpfte sie die Waldpfade entlang.

Ihre braunen Locken wippten fleißig im Takt ihrer Sprünge. Die knallroten Stiefel an Lorias kleinen Füßen sanken wieder und wieder tief in den knirschenden Schnee um sich gleich darauf erneut für wenige Sekunden in die Lüfte zu erheben. "Bin ein lust'ges Wintermädle, knick und knack, krick und krack, breche ich alle Zapfen ab.", sang sie fröhlich vor sich hin.

Da vernahm sie plötzlich ein verängstigtes Fiepen. Loria sah sich um. Auf den ersten Blick war nichts zu sehen.

Das Fiepen erklang erneut und diesmal raschelte es im verschneiten Farn rechts von ihr. Langsam und vorsichtig näherte sie sich dem Waldgesträuch und schob ein paar Blätter zur Seite. Darunter lag zusammengekrümmt eine niedliche kleine Waldmaus, der es sichtlich nicht gut ging. Sie zitterte am ganzen Körper und es war auch immer mal wieder ein süßes "Tschi..." zu hören. Das winzige Mäuschen war offensichtlich krank.

 

Loria streckte ihre Hand aus und stupste das Mäuschen an. Als es keinerlei Anstalten machte zu flüchten oder zu beißen, nahm sie es auf die Handfläche und setzte es behutsam in ihre warme linke Manteltasche. Danach setzte sie ihren Weg ohne Gehüpfe fort. Unweit vom Fundort fand sie einen Strauch mit ein paar letzten Beeren dran. Diese pflückte sie und legte sie zur Waldmaus in die Tasche. Wie groß war doch ihre Freude als es in ihrer Tasche zufrieden schmatzte. Nur auf das gefiepste "Danke" war sie nicht gefasst. Verdutzt griff Loria in die Tasche und holte das Mäuschen wieder hervor. Vorsichtig setzte sie es sich wieder auf ihre Handfläche und betrachtete es eingehend. Eine sprechende Waldmaus? Das waren doch bestimmt Ausbrüche ihrer Phantasie. So etwas konnte es nicht geben. Doch darin sollte sie sich irren. Das dort auf ihrer Hand war definitiv eine kleine braune Waldmaus, das stand fest.

Sonst würde sie ja nicht wie eine aussehen. Und dass es der Sprache mächtig war, stellte das kleine Waldwesen sofort erneut unter Beweis.

"Ja, du siehst richtig, mein liebes Kind, ich bin eine sprechende Waldmaus.", sagte der Mäuserich höflich, "Danke das ich mich in deiner Tasche aufwärmen durfte. Ich heisse Berry, freut mich sehr." Loria bekam vor lauter Staunen nur ihren Namen heraus. Berry der Mäuserich kicherte verschmitzt.

"Wunder dich nur, Kleine Loria, aber ich sage dir vor mir brauchst du dich nicht fürchten. Komm, zum Dank darfst du dich in meinem Zuhause aufwärmen.", sprach er ruhig. "Aber ich bin doch viel zu groß für so ein winziges Mauseloch.", erwiderte Loria verwirrt. Darüber konnte Berry nur lachen. " Keine Angst in mein "Mauseloch" wirst du schon hinein passen.", sagte er.

 

Und so lief Loria mit dem kleinen Berry auf der Handfläche tiefer und tiefer in das Wäldchen hinein, bis sie schließlich vor der Tür einer alten Holzhütte standen. Rauch dampfte aus dem roten Ziegel-Schornstein. Auf Berrys Geheiß hin drückte Loria die eiserne Türklinke herunter. Die schwere Holztür schwang nach innen auf. Drinnen roch es nach frisch gebackenen Keksen und heißer Schokolade. Berry am ausgestreckten Arm voraus tragend betrat sie nun die alte Hütte. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen sprang Berry von ihrer Hand herunter und sauste in die Küche. Einige Minuten vergingen bis er mit zwei anderen Waldmäusen im Schlepptau zu ihr zurück kehrte. "Loria, das sind meine Mutter Jam und mein Vater Cocoa. Und das da....", er deutete auf die vielen Mäuse, die nun aus jeder Ecke heraus gekrochen kamen,"...sind meine 10 Brüder und meine 11 Schwestern." Die Mäusefamilie versammelte sich auf dem großen Tisch inmitten des Raumes. Als Loria näher trat stellte ihr Berry auch seine 21 Geschwister vor. "Als da wären von der kleinsten bis zur größten Schwester: Egg, Dribbly, Milky, Sugar, Honey, Buttercup, Jelly, Lemony, Cream, Vanilla und Candy. Ebenso bei den Brüdern: Chocolate, Pancake, Floury, Soda, Coffee, Flakers, Dusty, Saleratus, Salty und Dough.", zählte er auf, "Als ich ihnen erzählt habe das du mich gerettet hast wollten sie dich unbedingt kennen lernen. " "Das ist ja lieb von euch aber das hätte jeder andere auch getan.", entgegnete Loria, "Aber sagt mal was ist das hier überhaupt für eine Hütte? Ich bin schon zig mal durch den Wald gelaufen aber das hier ist mir bisher nie unter die Augen gekommen." Mäusemutter Jam antwortete verlegen.:"Nun ja, mein Kind. Weder wir noch die Hütte sind gewöhnlich." "Wir sind Weihnachtsmäuse und das hier ist die Mäusebäckerei!", riefen die Mäusekinder im Chor, " Nur in der Weihnachtszeit kann man uns im verwunschenen Walde finden." Jam gab Loria einen Marmeladenkeks. "Das ist unsere Arbeit.", sagte sie freundlich. , "Wir backen Kekse und einmal im Jahr bringen wir sie heimlich still und leise in die Konditoreien der Städte ohne das ihr Menschen uns seht. Manchmal sogar vor die Haustüren." "Dann will ich euch nicht länger bei der Arbeit stören. Frohe Weihnachten.", sagte Loria und verließ die Hütte.

 

 

Ein Jahr später , es war wieder zur Weihnachtszeit, machte sie sich erneut auf in den Wald, doch die Hütte fand sie nicht wieder.

Traurig ging sie am Tag vor dem 1. Advent ins Bett und fragte sich wie es den kleinen Bäckern aus der Mäusebäckerei wohl ging.

Am Adventsmorgen , sie wollte sich gerade wieder auf den Weg machen die Hütte zu suchen, stolperte sie vor der Haustür über einen relativ großen Schneehaufen. Als sie nachsah ob sich etwas im Haufen befunden hatte, staunte sie nicht schlecht. Aus dem Schnee ragte ein großer durchsichtiger Beutel voller Kekse. An seinem gerafften Bund prangte eine blau glitzernde Geschenk-Schleife und darunter war ein Kärtchen befestigt auf dem stand:

 

"Für Loria,

mach dir keine Sorgen uns geht es gut.

Danke, dass du unseren Berry gerettet hast.

Viele Grüße und frohe Weihnachten,

 

deine Freunde aus der Mäusebäckerei."



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