Das Weihnachtskatz

 

Am Fuße des Wasserfalls, dort wo sich das fallende und das fließende Wasser vereinen, gab Mutter Natur einen Einblick in ihre Kunst

Es war nur ein kleiner Stein, der knapp über dem Wasserspiegel aus der Steilwand ragte, doch er hatte eine große Aufgabe.

Er teilte die fallenden Fluten und erzeugte dadurch einen kleinen Spalt im riesigen Wasserfall. Gerade einmal so groß wie ein Eichhörnchen.

Dahinter befand sich eine ebenso große dunkle Höhle. Niemand wusste von diesem magischen Ort, bis eines Tages ein kleines Eichohrkatz namens Neko sie entdeckte. Neko hatte sich auf seiner Suche nach Futter für den Winter so weit von seiner hungrigen Familie entfernt wie nie zuvor in einem Jahr.

Die Höhle fand er nur, weil er sich beim Sprung von Baum zu Baum überschätzte. Und was passiert mit einem Eichohrkatz das hoch oben durch die Luft segelt und keinen Ast erwischt? - Richtig. Es fällt mit einem kleinen "Platsch" wie ein Stein ins Wasser.

 

Da saß Neko nun völlig durchnässt vor dem Höhleneingang.

Sein Instinkt sagte ihm er konnte sich darin aufwärmen doch wer würde darin hausen...

Wen er auch immer treffen würde er musste es riskieren. Andernfalls wäre dies sein letzter Tag auf Erden.

Das kleine dunkelbraune Eichohrmännchen nahm all seinen Mut zusammen und kroch hinein in die dunkle Höhle, die sich als ein schier endloser schmaler Gang entpuppte. Erst als Neko kurz davor war die Hoffnung auf ein warmes Plätzchen fernab von Schnee, Eis und Kälte aufzugeben erschien ein grelles Licht am Ende des Tunnels aus Erdgestein. Und nicht nur das. Sein Näschen witterte unzählige Arten von Nüssen. Walnüsse und Haselnüsse bildeten nur einen winzigen Teil der Masse an Gerüchen, die auf ihn einströmten. Vorsichtig näherte Neko sich dem Lichtschein.

Was er dann sah musste für ein ausgehungertes und verfrorenes Eichohrkatz wie ihn wie ein wahres Weltwunder gewesen sein.

Eine riesige Kristallhöhle über und über gefüllt mit sämtlichen Nüssen, Eicheln und anderen Schalenfrüchten.

 

Nur eines war ihm nicht geheuer. Wer war dieses seltsame Tier mit rotem Fell, schwarzen Pfoten und einem Übermaß an schneeweißen Schnurrhaaren im Gesicht? Noch dazu lief dieses Tier auf zwei Beinen. Mit den restlichen zwei Pfoten fuchtelte es immer wieder in der Luft herum.

Mit einem putzigen "Hatschi!" plumpste Neko direkt in einen Walnusshaufen. Ängstlich versuchte er sich festzuhalten doch sie rissen ihn mit sich.

Den Haufen hinunter direkt vor die großen Augen des eigenartigen Tieres. Es war aus der Nähe noch viel größer als Neko gedacht hatte.

Doch all seiner Angst zum Trotz schien es friedlich zu sein. Es schenkte ihm sogar eine Erdnuss.

Hätte er doch da schon gewusst wie diese eine 'magische' Erdnuss sein Leben verändern würde. Plötzlich verstand er was die komischen Mundbewegungen des großen Tieres zu bedeuten hatten. Neko war begeistert. Neugierig fragte er was für ein eigenartiges Tier er denn jetzt vor sich sah.

Das Tier mit dem roten Fell lachte laut. "Mein Kleiner, ich bin das was die Menschen den Nikolaus nennen. Ich gehe in die Städte zu den Kindern, beschenke die artigen und strafe die unartigen." Mit den letzten Worten der Nikolaus auf die große Rute neben seinem Stuhl. Neko war verwirrt.

"Also bin ich ein artiges Eichohrkatzkind?",fragte er kleinlaut. Der Nikolaus nickte. "Ich kenne kein Kind auf dieser Welt das es bei diesem Schneetreiben riskiert sich den Tod zu holen nur um seine Familie zu versorgen." Neko staunte nicht schlecht. "Woher weißt du das?", kiekste er. "Nun ja,", antwortete der Nikolaus, " Ich habe jederzeit ein offenes Ohr für die Armen und Schwachen."

 

Er setzte Neko behutsam in seine linke Manteltasche. Dann schnappte er sich seinen großen Jutesack und die Rute und ging hinaus in die weiße Winterwelt. Sein weg führte ihn tief in den Nordwald zu einer großen alten Fichte. Dort angekommen kippte er am Fuß des Baumes seinen Sack auf dem verschneiten Boden aus. Das Geklapper der vielen Nüsschen lockte Nekos Familie aus dem Stamm hervor.

Als sie sahen wie er Neko auf den Nusshaufen setzte, rasten sie den Stamm herunter und begrüßten ihn freudig.

Der kleine Eichohrmann sah dem Nikolaus noch lange nach während er ging.

 "Danke, lieber Nikolaus!", rief er aus voller Kehle hinterher. Und der Nikolaus antwortete aus der Ferne: "Fröhliche Weihnacht und einen schönen Nikolaustag, mein kleiner Eichohrkatz-Freund."

 

 

©Sabrina Goebel



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